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Wie jede andere Rasse hat auch der Spitz eine Reihe von rassetypischen Krankheiten vorzuweisen. Kleinspitz und Zwergspitz sind bei gründlicher Zucht jedoch nicht etwa besonders anfällige oder kranke Rassen oder gar eine Qualzucht.

 

Die meisten rassetypischen Krankheiten lassen sich durch tierärztliche Auswertungen sowie genetische Tests weitgehend vermeiden. Dadurch und mit gezielter Selektion der Elterntiere auf Charakter und Gesundheit lassen sich wieder robuste, langlebige Begleiter züchten.

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KRANKHEITEN

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Patellaluxation

Die Patellaluxation (PL) ist eine der häufigsten Erkrankungen kleiner Rassen, darunter auch des Spitz. Der Begriff setzt sich aus »Patella« (Kniescheibe) und »Luxation« (Ausrenkung) zusammen: Die Kniescheibe rutscht aus ihrer korrekten Position. Die Kniescheiben sitzen dabei nur an den Hinterläufen.

Die PL ist meist schmerzhaft und verursacht Lahmen, Humpeln, Hoppeln und/oder Fiepen. Manche Hunde möchten gar nicht mehr laufen. Fallen diese Symptome auf, sollte ein Tierarzt mit Spezialisierung auf PL aufgesucht werden. Dieser stellt mittels Abtasten den Grad der PL fest; sie teilt sich in Grad 0 bis 4 ein, wobei 0 und 1 keine bis kaum klinische Symptome bereiten, diese aber bei Grad 2 bis 4 stetig zunehmen, bis hin zur völligen Gehunfähigkeit.

 

In einigen Fällen helfen Nahrungsergänzungsmittel und Physiotherapie sowie das Vermeiden ungünstiger Bewegungen (wie Springen, Ball-Jagen, Männchen-Machen, Treppen etc.). In vielen Fällen ist jedoch nur eine operative Behandlung zielführend.

 

Grad 0 und 1 sind aufgrund ihrer Symptomfreiheit zur Zucht zugelassen. Hunde mit einer schlechteren Bewertung haben nicht nur Symptome (also auch Schmerzen), sondern sollten auch keinesfalls in die Zucht gehen. Da die PL jedoch nicht ausschließlich genetisch bedingt ist, sondern auch durch Haltungsfehler, Unfälle usw. entstehen kann sind PL-freie Zuchthunde leider kein 100-prozentiger Garant für freie Nachkommen.

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Kiefer- und Zahnfehlstellungen

Wie andere kleine Rassen können auch Pomeranian/Kleinspitz/Zwergspitz unter Gebissproblemen leiden. Leider vererben sich einige Fehlstellungen teilweise auch verdeckt, sodass trotz gesunder Elterntiere ab und an Welpen mit Fehlstellungen entstehen können. Nicht alle Fehlstellungen sind schmerzhaft oder schränken die Lebensqualität ein, sie sollten aber dennoch in einer guten Zucht gänzlich vermieden werden.

Die korrekte Stellung des Kiefers (siehe Bild) nennt sich Scherenbiss. Dabei steht der Oberkiefer leicht vor dem Unterkiefer, sodass die langen Fangzähne (F) im Ober- und Unterkiefer problemlos ineinandergreifen, wenn der Hund zubeißt. Von den zwischen den Fangzähnen liegenden Schneidezähnen (S) sollten unten und oben je 6 Stück zu zählen sein. Dann spricht man von einem 6 x 6 Scherenbiss. Nur dieses Gebiss ist überhaupt zuchttauglich. Auch die Molaren (M) sollten nicht genetisch bedingt fehlen; bei den Prämolaren (PM) sind wenige fehlende Zähne hinnehmbar, allerdings nicht optimal.

Steht jedoch der Unterkiefer vor dem Oberkiefer, handelt es sich um einen Unterbiss. Ein leichter Unterbiss ist jedoch in der Regel nicht problematisch oder schmerzhaft, lediglich optisch auffällig. Dagegen kann ein Überbiss (der Oberkiefer steht zu weit vor) stark schmerzhaft sein und neben anderen Problemen sogar die Entfernung der unteren Fangzähne notwendig machen.

 

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Zahnstein & Zahnreinigung

​Wie andere kleine Rassen leiden auch der Pomeranian/Kleinspitz/Zwergspitz häufiger unter Zahnstein und daraus resultierenden notwendigen Zahnentfernungen in jungem Alter. Leider kommt es hierzu meist erst so richtig durch die Kombination aus Trockenfutter, mangelnder Möglichkeit zur Zahnreinigung, kleinem Kiefer und genetischer Prädisposition.

Leider leiden einige Spitze unter einer genetischen Prädisposition zur Zahnsteinentwicklung. In ihrem Speichel befinden sich übermäßig viele Stoffe wie Kalzium, die an den Zähnen anhaften und Grundlage für weitere Ablagerungen schaffen. Außer einer sorgfältigen Selektion der Zuchthunde gegen diese Prädisposition hilft dann nur die Zahnsteinprävention.

Zahnstein lässt sich am besten verhindern, indem Nassfutter oder Roh statt Trockenfutter verfüttert wird. Trockenfutter besteht immer überwiegend aus pflanzlichen Zutaten, die sich viel leichter als Fleisch an den Zähnen ablagern. Daneben sollte der Spitz nach jeder Mahlzeit rein tierische (!) Kauartikel zur Verfügung haben, um durch Kauen und Speicheln natürlich seine Zähne zu reinigen. Bei Spitzen mit genetischem Nachteil muss zudem regelmäßig der Zahnstatus kontrolliert und gegebenenfalls beim Tierarzt per Zahnreinigung saniert werden.

Bei mangelnder Zahnreinigung drohen böse Infektionen, die nicht nur schmerzhaft, sondern auch lebensgefährlich sein können. Dazu kommt das steigende Narkoserisiko beim Spitz mit jeder OP, bei der nicht mehr zu rettende Zähne entfernt werden müssen.

 

(Quelle: Zentrum für Tierzahnheilkunde Hamburg)

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Trachealkollaps

Mit der »Trachea« ist die Luftröhre des Hundes gemeint; leider kommt es bei Pomeranian/Zwergspitz/Kleinspitz vor, dass diese kollabiert, das heißt verengt.

 

Symptom des Trachealkollaps ist vorrangig wiederkehrender Husten, später auch mit Auswurf, der bei Belastung oder Druck (Halsband) auftritt. Auch ständiges Rückwärtsniesen kann ein Anhaltspunkt sein.

 

Ursachen sind zum einen genetisch vermutet, allerdings können auch Übergewicht, Allergien oder Herzinsuffizienz sowie ständige Reizung durch Druck auf dem Hals (Halsband, Ziehen an der Leine usw.) den Trachealkollaps hervorrufen. Natürlich sollten Hunde mit Trachealkollaps nicht in die Zucht gehen.

 

Therapiert wird der Trachealkollaps je nach Ursache und klinischem Bild mittels Medikamenten, Ernährungsumstellung oder operativer Therapie.

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Alopezie X (BSD) & CDA

Neben dem typischen Fellwechsel, den jeder Spitz zweimal im Jahr durchläuft, gibt es zwei spezielle Haut- beziehungsweise Fellkrankheiten, bei denen das Fell ausfällt und kaum oder nicht mehr nachwächst.

Bei Spitzen in Standardfarben (meist Orange, Sable und Creme) ist die Alopezie X (auch Black Skin Disease genannt) bekannt. Hierbei fällt das Fell vor allem an Hose und Flanken scheinbar plötzlich aus. Die freiliegende Haut verfärbt sich rasch dunkel bis schwarz. Es können Schuppen, Juckreiz & Co. auftreten. Bei diesem Bild sollte zunächst eingehend das Blutbild (wie Schilddrüse) abgeklärt werden, um alle anderen Ursachen auszuschließen. Findet sich nichts, ist die Ursache wahrscheinlich Alopezie X. Behandelt wird sie mittels Hautpflege und Bädern sowie Nahrungsergänzungsmitteln für gesunde Haut. Testweise wird auch eine Hormontherapie versucht. In einigen Fällen wächst das Fell zunächst wieder halbwegs nach, fällt aber früher oder später wieder aus und Hund und Halter müssen sich mit der neuen Optik arrangieren.

Exklusiv bei Hunden in Dilutfarben (Lilac und Blue) tritt die CDA (Colour Dilution Alopecia) auf. Hierbei brechen die Haare der Farbe Lilac/Blue am ganzen Körper einfach ab; das Fell wird stumpf, licht und die Haut kann trocken und schuppig werden. Auch hier gilt: Fell und Haut müssen von innen und außen gepflegt und unterstützt werden. Auch hier wächst das Fell in der Regel nie wieder gesund nach. Die Besonderheit: Bei Schecken (Particolour) bricht ausschließlich das dilutfarbige Fell ab, während weißes Fell intakt bleibt.

Sowohl im Fall der Alopezie X als auch der CDA ist noch kein Gen oder Genkomplex bekannt, der als Ursache festgemacht und genetisch getestet werden kann. Für Züchter bleibt nur, betroffene Hunde aus der Zucht zu nehmen.

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SM/CM

Die Chiari Malformation (CM) beziehungsweise Syringomyelie (SM) ist weniger häufig beim Kleinspitz zu beobachten, dafür eher beim Pomeranian/Zwergspitz. Grund dafür ist die Zucht immer kleinerer, gedrungenerer Hunde mit rundem Köpfchen, die die vorgenannte Missbildung erst bedingt. Die SM ist dabei als eine Form der CM zu verstehen.

Bei der Syringomyelie (oder: Syringohydromyelie) liegen (flüssigkeitsgefüllte) Hohlräume im Rückenmark vor. Symptome treten zwischen etwa dem 6. Lebensmonat und 2. Lebensjahr erstmals auf; dies in Form von Kratzattacken am Hals- und Nackenbereich sowie Anzeige von Schmerzen. Typisch kann auch eine verkrümmte Rückenhaltung sein, milde bis starke Lähmungen aller Extremitäten können ebenfalls vorkommen. Festgestellt wird die SM mittels MRT in Narkose. Das klinische Bild kann stark von Hund zu Hund schwanken, damit auch die Therapie (von konservativ bis operativ) und die Prognose.

Vorbeugend sollte die Zucht zu kleiner, zu gedrungener Hunde schlicht vermieden werden. Da eine geringe Körpergröße und ein gedrungender Körperbau eng einhergehen, sollte die Zucht beim Pomeranian weg von den winzigen, apfelköpfigen Hunden gehen und zurück zu den bewegungsfähigen Spitzen mit lebenswerter Körpergröße. Den ersten Schritt in die richtige Richtung machen dabei die Welpenkäufer, die nicht nach »so klein wie möglich« fragen.

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